4. SONNTAG IM JAHRESKREIS

Darstellung des Herrn / Mariä Lichmess

2. Februar 2014

Evangelium nach Lukas (2,22-34)

Gedanken zum Evangelium

Am 40. Tag nach Weihnachten feiern wir das Fest „Darstellung des Herrn“. Früher nannten wir dieses Fest „Mariä Lichtmess“. Und es wurde mit viel Kerzenlicht gefeiert. Vierzig Tage war nach jüdischem Gesetz einer Frau, die Mutter geworden war, der Zugang zum Tempel verwehrt: sie war kultisch „unrein“. Dann musste sie sich für den Kult reinigen.

Außerdem musste der erstgeborene Sohn einer jeden Familie erst „ausgelöst“ werden; denn er gehörte ja Gott. Dieser Brauch galt schon seit der Rettung aus Ägypten. Es ist eine Erinnerung daran, dass Gott sein Volk aus der Knechtschaft und Sklaverei Ägyptens befreit hat. Zum Dank dafür soll jede männliche Erstgeburt Gott gehören. Da dies aber nicht in einem Menschenopfer vollzogen werden kann und darf, bringen Maria und Josef stellvertretend ein Tieropfer dar und lösen das Kind Jesus so aus. Turteltauben waren das Opfer von armen Leuten.

All dies hatte also eine tiefe religiöse Bedeutung: Dieses Kind gehört uns nicht allein. Es gehört eigentlich Gott. Von ihm haben wir es als Geschenk erhalten. Irgendwann, wenn es älter geworden ist, werden wir es hergeben müssen, damit es sein eigenes Leben fuhren kann.

Maria und Josef erscheinen hier als gesetzestreue und fromme Juden, die die Weisungen des jüdischen Gesetzes ganz ernst nehmen. Sie halten sich an die Ordnung ihrer Glaubensgemeinschaft.

Dieses jüdische Brauchtum ist der Hintergrund, sozusagen das Bühnenbild. Aber es geht hier um viel mehr. Und das wird deutlich durch den Auftritt eines alten Mannes, Simeon. Er war „gerecht“ wird von ihm gesagt. „Gerecht“ ist im biblischen Sinne, wer sein Leben in Verbundenheit mit Gott führt und vor Gott das Rechte tut. Durch diesen Menschen sagt Gott nun, welche Bedeutung dieses Kind haben wird: Es wird einerseits wie ein Licht für alle Menschen sein, aber gleichzeitig wird es zum Zeichen des Widerspruchs werden. An ihm werden sich die Geister scheiden. Das ist die eigentliche Botschaft, der Kern dieser Erzählung. Und als Christ in der heutigen Zeit frage ich mich: Ist das wirklich so? Bedeutet Jesus das wirklich für mich?

Was bedeutet mir Jesus? Wie groß und wie stark ist mein Glaube an ihn? Was würde sich in meinem Leben ändern, wenn ich nicht (mehr) an ihn glauben würde?

Ist Jesus für mich wie ein Licht?

  • Licht ist wichtig für mein praktisches Leben, wenn es z.B. meinen Weg beleuchtet: Es hilft mir auf dem richtigen Weg zu bleiben, mich nicht zu verirren.
  • Dank dem Licht sehe ich auch, wenn Dinge auf dem Weg sind, die hinderlich sind, mich verletzen, mein Leben schädigen können.
  • Wenn mein Weg durch einsame Finsternis geht, macht das Licht mich sicherer, es vertreibt sogar das Bedrohliche und Unheimliche der Finsternis.
  • Licht erwärmt, macht gemütlicher, gibt irgendwie Geborgenheit.

Ist Jesus auf diese Weise ein Licht für mich? Gibt mir mein Glaube an Jesus in Situationen der Unsicherheit ein Gefühl der Geborgenheit und des Vertrauens? Beleuchtet Jesus meinen Lebensweg, so dass ich nicht auf Irrwege gerate? Erhellen seine Worte mein Leben? Berühren sie mich wirklich? Geben sie mir mehr Klarheit, Zuversicht, Hoffnung, Freude?

Natürlich nicht immer: Es gibt Aussagen von Jesus, die mich verunsichern, Widerstand in mir aufrufen. Jesus kann provozieren, kann sehr 'kantig' sein. Und die Tatsache, dass ich mich zu ihm bekenne, bringt mich oft in Situationen, wo andere mich nicht mehr verstehen, mich komisch finden oder als altmodisch, rückständig betrachten. Er wird ein „Zeichen des Widerspruchs sein“, sagt der alte Simeon im Evangelium. Und trotzdem: Ich halte zu Jesus, ich halte mich an ihn, denn er bringt Licht in mein Leben, ein befreites Lebensgefühl. Vielleicht geht mir am Fest Lichtmess ein Licht auf?

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